Im Vordergrund stehen bei diesem Wettbewerb Dorfentwicklung und eigenverantwortliches Gestalten des Dorflebens um Lebensqualität durch Wirtschaftskraft und soziale Gemeinschaft zu sichern. Die Oberquembacher hatten hierzu einen Arbeitskreis gebildet, in dem sich Jung und Alt in vielen abendlichen Sitzungen mit der Situation des Dorfes, zukünftigen Handlungsfeldern und der Vorbereitung der Abschlusspräsentation beschäftigten. Am 2.9.08 war es so weit, die Kommission des Regionalwettbewerbs besuchte den kleinsten Schöffengrunder Ortsteil.

 

Zahlreiche Oberquembacher hatten sich im Dorfgemeinschaftshaus eingefunden, um ihre Verbundenheit mit dem Geschehen zu beweisen und auch bei der Präsentation mitzuwirken. Bürgermeister Hans-Peter Stock betonte bei der Begrüßung: „Ich finde es außerordentlich gut, dass die Oberquembacher an diesem Wettbewerb teilnehmen. Ich weiß, dass hier Gemeinschaft gelebt wird und bin sicher, dass sich Oberquembach beeindruckend präsentieren wird“. Edith Schmidt stellte zur Auflockerung in Mundart vor, woher der Dorfname der Oberquembacher, nämlich „Gamphoijer“ (= glucksige Hühner) kommt. Arbeitskreissprecher Wolfgang Hofmann erläuterte dann: „Bereits bei der Vorstellung des Wettbewerbs stellten wir fest, dass wir im Ort vieles von dem haben, was Gegenstand des Wettbewerbs sein soll. In der gut besuchten Veranstaltung erfolgte dann auch spontan die Bereitschaft zur Teilnahme. Im Arbeitskreis kristallisierten sich dann 3 Schwerpunkte für die Präsentation heraus: Das rege Vereinsleben unter Einschluss von Alt und Jung, die vorhandenen Strukturen zur Eigenhilfe in Form einer Projektgruppe für bauliche Aktivitäten in Eigenleistung, des Trägervereins für einen Jugendraum, der seit 30 Jahren ehrenamtlich betreuten Bücherei sowie eine Untersuchung der demografischen Situation verbunden mit der Definition entsprechender Handlungsfelder. “

Dorfwettbewerb Präsentation

Kevin Parma stellte dann die demografischen Erkenntnisse des Arbeitskreises vor:“ Die Überalterung der Gesellschaft ist auch in Oberquembach deutlich erkennbar.“ Untersucht und in Ortsplänen grafisch dargestellt wurde die Anzahl der Bewohner sowie das Lebensalter des jüngsten Bewohners je Wohneinheit. Eindrucksvoll war erkennbar, dass in fast einem Viertel der Häuser der jüngste Bewohner bereits das 50. Lebensjahr vollendet hat. Auch die Mitgliederstruktur der Vereine spiegelt den Überalterungstrend. Die in diesem Zusammenhang erarbeiteten Handlungsfelder wie z.B. Sicherstellung der Grundversorgung, zukunftsorientierte Seniorenpolitik, Vermeidung leerstehender Gebäude, Sicherstellung der Vereinsexistenz sowie Ausweitung des seniorenorienterten Ehrenamtes sollen die zukünftigen Arbeitsschwerpunkte des Arbeitskreises sowie der politisch Handelnden sein. Die Vielfalt des Vereinslebens wurde durch verschiedene Akteure erläutert. Hervorzuheben sind der Sportverein mit der Ausrichtung auf den Breitensport und einer Bandbreite, die von Fußball über Tischtennis bis hin zu Gymnastik, Step-Aerobic und Lauftreff geht sowie die beeindruckende Jugendarbeit der Feuerwehr, die hierdurch bisher Nachwuchsprobleme verhindern konnte und ein gutes Stück aktiver Jugendbetreuung leistet. Unterstützt wurden die Vorträge durch eine Vielzahl ansprechender Plakate.

Dann kam der Clou, die Projektgruppe. Ortsvorsteher Edgar Watz: „ Vor mittlerweile fast 5 Jahren gründete sich die Projektgruppe, in der tatendurstige Männer und Frauen in Eigenleistung Verschönerungsprojekte bis hin zu umfangreichen Baumaßnahmen durchführten, da hierfür die kommunalen Finanzen einfach nicht mehr ausreichten und sie daher ansonsten nicht oder nicht in der umgesetzten Qualität hätten ausgeführt werden können. Auch für die Zukunft haben wir noch eine Vielzahl an Ideen, die wir realisieren wollen“.

Die Bilanz ist in der Tat beeindruckend: Außensanierung des Backhauses, Sanierung der Mauer des Dorfweihers sowie des Quembachufers, Innenanstrich des Dorfgemeinschaftshauses, Streichen der Fenster der Leichenhalle, momentan die Sanierung des Obergeschosses des Dorfgemeinschaftshauses und die Wiederherstellung des alten Steinofenbackofens.

Rundgang

Anschließend konnte sich die Kommission in natura von den Annehmlichkeiten des Ortes überzeugen. Eingebettet in die Ausläufer des Nordtaunus, umgeben von Wald in abwechslungsreicher hügeliger Landschaft präsentierten die Oberquembacher stolz ihren Lebensmittelpunkt: Die alte Schule, gebaut in Lehmstampftechnik, mittlerweile Sitz des vom Verein für regionale Vorgeschichte getragenen Museums, die über 800 jährige Dorflinde, die als Gerichtslinde des Quembacher Gerichts der ganzen Region Schöffengrund ihren Namen gab, einen der letzten erhaltenen Löschweiher, liebevoll saniert und malerisch umgeben vom alten Backhaus mit dem Jugendraum und der Dorfkirche, Fachwerkhäuser, darunter auch der alte Gerichtssitz. Im evangelischen Gemeindehaus konnten die Krabbelgruppe sowie die Bücherei besichtigt werden, beide wie nicht anders zu erwarten, ehrenamtlich betreut. Aufgelockert wurde der Rundgang noch von Burschenschaft und Hochzeitguckverein, die Brauchtum und soziale Nähe im Dorf hochhalten. Bemerkenswert ist auch die vorhandene gewerbliche Infrastruktur, die sich vom Lebensmittelladen über Weinhandel, Pelzhandel, Frisör, Nagelpflege und Kosmetiksalon bis hin zu mehreren Handwerksbetrieben erstreckt.

Nach 90 Minuten fand man sich wieder im Dorfgemeinschaftshaus ein, beladen mit einer Vielzahl von Eindrücken. Die Kommissionleiterin Margot Schneider vom Landkreis Marburg-Biedenkopf erläuterte sichtlich beeindruckt noch den weiteren Ablauf des Wettbewerbs. Bürgermeister Hans-Peter Stock wünschte sich bei der Verabschiedung: „Ich hoffe wir sehen uns hier noch mal wieder“.

Der Gewinner stellt nämlich den Ort der Preisverleihung.

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