Der am 6. 2. 1868 gegründete Männergesangverein Liederkranz Oberquembach blickt auf eine fast 150jährige Geschichte zurück.
Über die Aktivitäten der ersten Jahre des Chores können wir nur spekulieren. So wurde er in der Schulchronik 1872 in Zusammenhang mit einem „Kriegerfest“ erwähnt. Dort heißt es:
„Am 13ten August 1872 als an dem Tage, wo unser Dörfchen, die fast alle glücklich Zurückgekehrten, mit einem kleinen Fest, Kriegerfest genannt, beehrte, konnten alle mit Ausnahme von 2 Mann, die noch beim Heere waren, an dieser Festlichkeit theilnehmen. Das Dorf war mit Kränzen und Fahnen geschmückt. Um 2 Uhr versammelten sich die Krieger bei der Schule. Es wurde ein Zug durchs Dorf gemacht. Voran der Lehrer mit den Schülern. Dann folgte ein Musikchor, dann der Gemeinderath und hinter diesem die Krieger je 5 Mann nebeneinander, mit Kränzen geschmückt. Auf beiden Seiten der Krieger gingen die Dorfmädchen im schönsten Schmuck und mit Kränzen in den Händen; auf den Kränzen standen die Namen der Schlachtorte. Hinter den Kriegern ging der Gesangverein mit seiner Sängerschar und diesen schlossen sich alle übrigen Leute an. So ging der Zug von der Schule zur Linde und dann zurück durchs ganze Dorf und hinaus in die Pfingstweide zum eigentlichen Festplatz.“
Der nächste Eintrag erfolgte 1894 in Zusammenhang mit dem 50jährigen Jubiläum des Lehrers Trauthig: „Bewegten Herzens dankte der Jubilar für alle Beweise der Liebe, die der heutige Tag ihm gebracht. Lehrer Bückner überreichte dann mit entsprechenden Worten namens der Collegen eine goldene Uhr, die Gemeindevertretung durch Herrn Bürgermeister v. Hagen eine Dore’sche …..bibel, der Gesangverein eine Chaiselongue, einige frühere Schüler, jetzt im Lehramt thätig, ein Album; sodann fügten seine Schulkinder mit herzlichen naiven Worten ihr Angebinde den Festgaben bei.“
Es kann daher davon ausgegangen werden, dass der Chor ein aktiver Teil der Dorfgemeinschaft war und ein kontinuierlicher Chorbetrieb stattfand. Um die Jahrhundertwende wurde der Chor von Lehrer Gaul geleitet. Wann er seinen Betrieb einstellte, ob zu Beginn des 1. Weltkrieges oder bereits etwas früher, ist nicht mehr feststellbar. Gesichert ist, dass 1919 junge Männer des Dorfes den Musiker Wilhelm Völk, den Vater des späteren Dirigenten Karl Völk baten, mit ihnen doch vierstimmig Lieder einzuüben. Er lehnte zunächst ab, da er seine Erfahrung im Chorgesang als zu niedrig einschätzte und infolge Wechselschichten und Überstunden in der Drahtzieherei Weil in Oberndorf wenig Freizeit hatte, ließ sich Anfang 1920 allerdings dann doch erweichen. Der Niederquembacher Chorleiter Wilhelm Töpfer, mit dem er gut befreundet war, stellte einige leichte Partituren zur Verfügung, so dass der Chorbetrieb wieder beginnen konnte. Am 1.2.1921 wurde der Chor mit seinen 20 aktiven Sängern auch wieder formal installiert.
Wilhelm Völk konnte die Chorleiteraufgabe allerdings nicht mit seinen Schichtzeiten vereinbaren. Es gelang aber den arbeitslosen Junglehrer Hugo Lotz aus Kröffelbach als Chorleiter zu gewinnen. Hugo Lotz musste sein äußerst erfolgreiches Wirken aber bereits 1929 beenden, da er als Lehrer nach Wetzlar versetzt wurde. Kurze Zeit leitete Lehrer Dietrich aus Kraftsolms den Chor, bis Karl Völk als Chorleiter gewonnen werden konnte. Er leitete den Chor bis Kriegsbeginn.
Während des Krieges ruhte die Vereinstätigkeit. Nach Kriegsende wurde 1945 der Chorbetrieb wieder aufgenommen. Lehrer Schüler aus Cleeberg war für kurze Zeit der Dirigent des Chores, der dann durch Fritz Bottner abgelöst wurde. 1955 übernahm Otto Hofmann den Chor und leitete ihn für die nächsten 50 Jahre bis 21.5.2005. In diese Zeit fiel der Zenit der Vereinsgeschichte, das 100 jährige Chorjubiläum. Es wurde eine Jubiläumslinde gepflanzt, der akademische Abend im Mai bildete den würdigen Rahmen für die Verleihung der Ehrenplakette des hessischen Ministerpräsidenten. Der absolute Höhepunkt der Vereinsgeschichte war das 4 tägige Festwochenende im Juli. Das gesamte Dorf befand sich tagelang im Jubiläumsfieber. Am Freitag nahm der Jubilar mit dem Motto „Beat“, 1968 noch keine Selbstverständlichkeit im mittelhessischen dörflichen Leben, die Jugend in den Fokus. Am Samstag wurde unter Mitwirkung von 18 Gastvereinen die Hugo-Lotz-Plakette verliehen. Am Sonntag erlebte Oberquembach durch einen Festzug mit 33 Gastvereinen und deren anschließendem Singen im Festzelt und auf einer Sängerbühne einen noch nie dagewesenen Menschenandrang. Den Abschluss bildete der traditionelle Frühschoppen am Montag. Das Jubiläumsjahr endete nach einem großen Festkonzert im September mit der Verleihung der Zelter-Plakette im kleinen Haus des hessischen Staatstheaters in Wiesbaden im Dezember 1968.
Das Chorleben war bis zum Ende des 20. Jahrhunderts äußerst rege. Auftritte bei dörflichen Aktivitäten wie Faschingsveranstaltungen, Waldfest, kirchlichen Veranstaltungen, Ständchen bei Hochzeiten, runden Geburtstagen sowie Einladungen zu Sängerfesten im weiten Umkreis, Schöffengrunder Liedertag und Auftritten bei Kritik- oder Wertungssingen konnten unterjährig zu großen zeitlichen Verpflichtungen führen. Jeder Auftritt war akribisch vorzubereiten, um der prüfenden und kritischen Aufmerksamkeit der fachkundigen Zuhörerschaft zu genügen. Das Chorrepertoire umfasste einen großen Bogen von volkstümlicher hin zu geistlicher Musik, von moderneren Liedern bis hin zu Shanties.
1993 feierte der Chor sein 125jähriges Jubiläum nochmals mit einem großen, mehrtägigen sehr erfolgreichen Fest. Otto Hofmann wurde im Mai 2005 nach 50jähriger Chorleitertätigkeit würdevoll in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Nach einer halbjährigen interimsweisen Leitung durch den auch als Sänger aktiven Vizedirigenten Heinz Völk folgte am 25.11.2005 Volker Purdak als Chorleiter nach. Unter seiner Leitung konnte der Chor 2008 sein 140jähriges Jubiläum in der Kultur- und Sporthalle Schwalbach feiern.
Im September 2017 übernahm Florian Ilge den Dirigentenstab und begleitete den Chor erfolgreich durch 2018, das Jahr seines 150. Jubiläums.
Es wurde geprägt durch unterschiedlichste Veranstaltungen, beginnend mit einer akademischen Feier über einen ökumenischen Gottesdienst mit anschließendem Frühschoppen, Auftritten in sozialen Einrichtungen bis hin zu einem Abschlußkonzert im Rahmen des Schöffengrunder Liedertages.
Die demografische Entwicklung geht allerdings auch am Männergesangverein Oberquembach nicht vorbei. Es gelang zwar immer wieder, durch Neueintritte die Singfähigkeit als reiner Männerchor zu sichern. Die 35 als Zahl der aktiven Sänger ist jedoch längst Geschichte. Wir sind froh, immer noch die 20 zu überschreiten.